Plastikspielzeug & Co.: Worauf sollte ich bei Spielzeug achten?
Die Spielzeugindustrie boomt wie noch nie zuvor. Oft fragen sich Eltern, welches Spielzeug sie noch für ihre Kinder kaufen können. Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber mein Schrank platzt auch schon aus allen Nähten. Unsere Kinder lieben Spielzeug, wir lieben es sie zu kaufen, wenn wir mal ganz ehrlich sind, oder? Auch wenn nicht jeder Einkauf sich als nachhaltig herausstellt und auch wenn am Ende wie bei der Katze, doch der Karton interessanter als der Inhalt ist. Aber das ist auch völlig okay! Mit so viel Angebot steigt eben auch die Lust und Neugier zu schauen, was sich dahinter verbirgt. Aber es lohnt sich, sich mit einem bewussteren Umgang auseinanderzusetzen. Was sich bei mir nämlich auch ganz natürlich gebildet hat, sind Zweifel, inwiefern Spielzeug wirklich sicher und nicht gesundheitsschädlich ist. Worauf sollten wir achten, wenn wir möglichst hochwertiges, natürliches und langlebiges Spielzeug möchten? Immerhin beschäftigen sich unsere Kinder den ganzen Tag damit.
Ist Spielzeug immer unbedenklich?
Diese Frage stellen sich viele Eltern und auch berechtigt. Die Spielzeugindustrie sollte immer hinterfragt werden. Nur weil sie darauf spezialisiert sind, Spielzeug für Kinder herzustellen, haben sie nicht immer das Beste für unsere Schätze im Hinterkopf. Oft steht in der Wirtschaft der Gewinn im Vordergrund. In einer Umfrage kam sogar heraus, dass 70% der Befragten Sicherheitslücken bei Spielzeugen als wahrscheinlich sehen und 66% sogar Gesundheitsgefahren durch Schadstoffe befürchten. Diese Sorgen sind in einigen Fällen auch berechtigt, da jährlich europaweit Spielwaren tatsächlich auch wieder vom Markt genommen werden, da mögliche Gefahren entdeckt wurden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz hat bei 10 getesteten Spielzeug für Kinder aus Deutschland nur ein einziges als gesundheitlich unbedenklich eingestuft.
Plastikspielzeug genauer untersucht
In Plastikprodukten wird eine Vielfalt von chemischen Zusatzstoffen verwendet, um gewisse Eigenschaften wie z.B. Härte oder Elastizität herzustellen oder zu optimieren. Es gibt zwar zahlreiche Vorschriften zur Begrenzung und Kontrolle, die in Form von Spielzeugsicherheit Richtlinien geregelt werden, jedoch decken sie nicht das komplette Spektrum, sondern konzentrieren sich nur auf bestimmte Chemikalien. Das bedeutet, dass dennoch toxische Stoffe wie schädliche Weichmacher oder Farbstoffe in Spielzeug enthalten sein können. Kinder entdecken mit ihren ganzen Sinnen ihr Spielzeug, deshalb sollte unbedingt auf das Material und die Verarbeitung geachtet werden. Plastik hat den großen Vorteil günstig zu sein, trotzdem sollte beim Kauf darauf geachtet werden, nicht gleichzeitig auch Schadstoffe in das Kinderzimmer einzuladen. Plastik ist aber auch nicht gleich Plastik und auch nicht immer oder nur schlecht. Alles hat Vor- und Nachteile und von allem gibt es Hochwertiges und Minderwertiges. Hierauf achte ich:
- benutzt eure Nase, ja schlechtes Plastik riecht unangenehm
- vertraut eurem Gefühl: wirkt das Spielzeug schlecht verarbeitet, dann ist es das meistens auch
- kein Gütesiegel oder Kennzeichen kann auf eine fragwürdige und billige Herstellung deuten
- als ungefährlich geltende Kunststoffe: Polypropylen (PP), Polyethylen (PE) oder Acetyl-Butyl-Styrol (ABS)
Worauf können wir bei Spielzeug achten?
Spielzeug ist ganz klar ein enorm wichtiger Bestandteil im Alltag jedes Kindes. Aber eben, weil sie ab den ersten Wochen oder Monaten regelmäßig eingesetzt werden, lohnt es sich genau hinzuschauen, welches Spielzeug ich meinem Kind geben möchte. Aktuelle Studien zeigen, dass bei Kindern die Qualität des Spielens negativ beeinflusst werden kann, wenn zu viele Spielsachen eine Unordnung oder Überstimulation begünstigen. Demnach kann weniger und bewusst ausgewähltes Spielzeug beim Kind dazu führen, sich besser konzentrieren zu können und auch kreativer zu spielen. Hier sind weitere Tipps, worauf ihr achten könnt:
- möglichst frei von Zusatzstoffen (auch, wenn diese das Spielzeug extra weich, schwer entflammbar oder leicht zu reinigen machen)
- auf PVC-freie Produkte achten (Phthalat-frei) , oft auch als Vinyl getarnt und mit Weichmachern versetzt, der sich durch Speichel vom Kunststoff löst und so in den Körper gelangen kann
- CE ist kein Qualitätssiegel (jedes Spielzeug, das in Europa verkauft wird, muss das Kennzeichen tragen, die Einhaltung der Kriterien müssen jedoch nicht extern geprüft werden)
- auf Gütesiegel wie z.B. „spiel gut” = pädagogisch wertvoll (von dem Arbeitsausschuß Kinderspiel + Spielzeug e.V. ) oder GS-Zeichen (externe geprüfte Sicherheit) achten
Holzspielzeug ist nicht günstig, aber Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der sehr langlebig ist. Die Herstellung erfolgt ohne umweltbelastende Emissionen. Jedoch hat natürlich alles Vor- und Nachteile. Vor allem bei Spielzeug, das mit Sand oder Feuchtigkeit in Berührung kommen oder bei denen das Gewicht eine große Rolle spielt, ist Holz eher ungeeignet und Kunststoff praktischer.
Forschende: Weniger ist mehr!
Es wird vor allem empfohlen, Plastikspielzeug so weit wie es geht im Haushalt zu minimieren und auf alternative Materialien zurückzugreifen. Insbesondere ein Übermaß an Spielzeug kann sich negativ auf das Kind auswirken. So sind Kinder mit weniger Spielsachen in der Umgebung konzentrierter, kreativer und intensiver. Kinder hingegen, die zu viele Spielsachen besitzen, neigen dazu, schneller abgelenkt zu sein. Es wird vermutet, dass Kleinkinder kaum Kontrolle über ihre Aufmerksamkeit haben und ihr Spielverhalten durch eine ungünstige Umgebung mit übermäßig viel Spielzeug leichter gestört werden kann. Außerdem können Kinder kaum lernen, ihre Spielsachen wirklich zu schätzen, wenn sie ein solches Übermaß an unterschiedlichen Optionen haben. Deshalb empfehlen wir den Fokus lieber auf wenige, aber qualitativ hochwertige Spielsachen zu legen! Lieber einige gut verarbeitetes Spielzeug als viele kurzlebige. Wer das Spielzeug nicht missen möchte, dem empfehle ich, diese größtenteils wegzupacken. Wir haben auch einen Schrank voller Spielzeug, der ist aber verschlossen. Es reicht uns nämlich vollkommen aus meinem Kind eine kleine Auswahl bereitzulegen und diese dann immer nach einem gewissen Zeitraum zu rotieren! So portioniert ihr das richtige Maß und fördert so das Spielverhalten.
Quellen:
Aurisano, N., Huang, L., i Canals, L. M., Jolliet, O., & Fantke, P. (2021). Chemicals of concern in plastic toys. Environment International, 146, 106194.Shahzad, L., Zubair, H., & Ali, M. (2022). Toxic Toys Threaten the Health of the Children: An Appraisal of Potential Literature. Pakistan Journal of Medical & Health Sciences, 16(02), 13-13.
Wiedmer, Christoph; Büttner, Andrea (2017). Der Gestank aus Plastikspielzeug. Nachrichten aus der Chemie, 65(12), 1190–1193.