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Artikel: Der Umgang mit kindlicher Wut

Der Umgang mit kindlicher Wut

Der Umgang mit kindlicher Wut

Den angemessenen und reifen Umgang mit ihrer Wut lernen nur Kinder, die diese Wut haben und behalten dürfen.

Wenn Kleinkinder etwas wollen, das sie nicht haben können oder etwas tun möchten, was ihnen noch nicht gelingt, kann es sehr schnell zu Frustration kommen. Aus Frustration entwickelt sich in Sekunden eine rasende Wut. Diese überkommt sie nur ohne dem Wissen, wie damit umzugehen ist. Das drückt sich in weinen, schreien oder Dinge werfen aus. Diese Wutausbrüche sind völlig normale Reaktionen für Kleinkinder! Ich weiß, wenn man in der Öffentlichkeit ist oder etwas gegen den Kopf geworfen bekommt, sieht das alles andere als normal aus. Aber sobald wir uns mit anderen Eltern unterhalten, realisieren wir, dass so gut wie jeder diese Momente kennt, eben weil sie normal sind.
Ist euch schon einmal aufgefallen, dass wir gerne unbewusst Strategien der Gefühlsunterdrückung statt Gefühlsregulation fördern? Das hat verschiedene Gründe, unter anderem, dass intuitiv in unseren Köpfen oft das perfekte Kind ein gehorsames angepasstes Kind ist. Wenn mich also Eltern fragen: 
Hilfe, wie gehe ich mit der Wut meines Kindes um?, ist die Antwort eigentlich in der Theorie recht simpel. Dein Kind und du ihr lernt genau dann den angemessenen und reifen Umgang mit der Wut, wenn ihr beide verstanden habt, dass diese da sein darf und auch behalten werden darf. Kinder haben noch nicht die Möglichkeiten, frustrierende Situationen zu bewältigen - Wut annehmen und liebevoll begleiten erhöht die Chance, dass es nächstes Mal leichter wird. 

Warum die Wut so wichtig ist

Wut erinnert uns an unsere Grenzen und Bedürfnisse, die wir haben. Sie ist wichtig, um zu lernen sich für diese einzusetzen! Diese Fähigkeit auszubauen, ist vor allem fürs Erwachsenwerden essentiell. Die Wut ist somit eine bedeutende Kraft, die uns hilft, für uns einzustehen. Und wer wünscht sich nicht diese Kompetenz für das eigene Kind? Der angemessene Umgang muss jedoch noch gelernt werden und ist Teil der kindlichen Entwicklung. Was wir niemals vergessen dürfen, das Verhalten muss eventuell korrigiert werden, aber das Gefühl dahinter ist immer berechtigt. Die Frage, die Eltern sich immer stellen können, ist, worauf bezieht sich die kindliche Wut gerade und wie ist sie zustande gekommen? Denn eins gilt für die Wut ganz allgemein: Die Wut kann erst nachlassen, wenn die Zusammenhänge erkannt werden und das Gefühl, wie auch immer es sich ausdrückt, verstanden wird. Das ist bei Erwachsenen genau wie bei Kindern so. 

Wenn der Geduldsfaden bei dir auch zu reißen droht

Wenn ihr als Eltern auch kurz davor seid die Nerven zu verlieren oder der Geduldsfaden zu platzen droht, hilft es tief durchzuatmen, sogar in Gedanken zu zählen oder einfach im Kopf die Details der Situation zu beschreiben. Wut ist ein natürlicher Weg von uns Menschen, um Spannung abzubauen. Verspüren wir Wut, sehnen wir uns also danach Spannung abzubauen. Dafür gibt es viele konstruktive Wege, die ausprobiert werden können. Nur wenn Eltern selbst ruhig sind, können sie ihre Kind beruhigen! Kein eskalierendes Elternteil wird jemals in der Lage sein ein eskalierendes Kind zu besänftigen. 

Wie Eltern ihren Kindern helfen können

Kinder brauchen Wertschätzung in ihrer Wut, auch wenn diese sehr belastend oder als übertrieben wahrgenommen wird. Kontraproduktiv für die kindliche Emotionsregulation sind zu harsche Kontrollmethoden oder wenn einfach nachgegeben wird. So komisch es auch klingt, aber eine kleine Anleitung” auswendig lernen und üben, bringt Sicherheit! Das half mir enorm dabei, in erhitzten Situationen als Gegenreaktion nicht auf Methoden aus meiner Vergangenheit zurückzugreifen. Hier sind einige Alternativen, wie förderlich mit der kindlichen Wut umgegangen werden kann: 

1. Gefühl benennen und empathisch reagieren

Ich sehe, du bist wütend, weil wir mit dem Spielen aufhören müssen, um loszugehen.

 -> Auf Augenhöhe gehen und wiederholen: Ich bin für dich da.” Was Kinder in solchen Momenten am meisten brauchen, ist Verständnis. Das können Eltern am besten zeigen, indem sie die Gefühle in Worte fassen, die ihr Kind noch nicht kann. 

Ich sehe, dass du wütend bist, was kann ich tun, damit du dich besser fühlst?

Vermittelt: Es ist okay wütend zu sein, du bist okay so wie du bist.

Ich sehe, dass du traurig bist. Da darfst du ruhig weinen.

Vermittelt: Ich nehme deine Gefühle wahr und sie dürfen da sein. 

2. Gefühl einen Raum geben (und ggf. inakzeptables Verhalten stoppen)

Es ist ok wütend zu sein! Mami ist hier, wenn du mich brauchst.” (Oder: Es ist okay wütend zu sein! Es ist aber nicht okay Mami zu hauen. Ich werde jetzt ein Stück weiter weggehen, aber ich bin hier für dich da!). 

-> Nach Momenten der Wut sind Kinder in der Regel verunsichert und überfordert, ob ihre Eltern sie noch lieben. Anbieten sie in den Arm zu nehmen, kann einen liebevollen Moment der Ruhe schaffen. Allerdings ist es hier auch völlig normal, wenn dein Kind das nicht möchte. Taste dich da vorsichtig ran, je nach Wutanfall helfen unterschiedliche Methoden. Wenn dein Kind das nicht möchte, ist es auch okay und hat nichts mit dir als Elternteil zutun! Deine Aufgabe ist es, diese Dinge anzubieten. Immer perfekt zu wissen, was dein Kind braucht, ist unmöglich.

3. Der Wut ein Ventil geben

Und danach, falls dein Kind gerade empfänglich dafür ist (meins ist es meistens nicht während eines Gefühlssturms), können Alternativen gezeigt werden. Jetzt kannst du gerne vorschlagen, wie das Kind die Wut rauslassen kann. Wenn ich wütend bin, dann haue ich immer ganz doll auf das Kissen, möchtest du das auch probieren?” 

-> Wut angemessen ausdrücken lassen. Komm, wir schießen mal den Ball so doll wie wir können! Wollen wir das Kuscheltier ganz weit werfen?, das Setzen von klaren Grenzen ist enorm wichtig und kann Kindern helfen ihre Wut auf eine sozial akzeptable Weise auszudrücken. Sie brauchen dafür klare Anweisungen als Hilfestellung. Kinder und auch Menschen brauchen meist aber erst mal das Gefühl, dass sie verstanden werden, bis sie bereit sind, sich abzureagieren”.

Alles vorbei? Ihr liegt euch völligst erschöpft in den Armen? Dann kannst du gerne anbieten darüber zu reden. Ich frage mein Kind immer: Na, geht's dir jetzt besser? Wollen wir mal darüber reden?”, und manchmal kommt ein Nein noch ein bisschen kuscheln”, aber manchmal auch ein Ja”. Dann kann in Ruhe alles erklärt werden. Wie, warum, weshalb wird jetzt auch gehört und es ist der richtige Zeitpunkt. 

Dein Kind braucht dich

Eltern sollten sich immer bewusst machen: Das Kind ist nicht absichtlich so, um dich zu ärgern, sondern dein Kind braucht dich, um zu lernen, wie man mit solch großen Gefühlen umgeht. Wichtig festzuhalten ist, dass unbedingt die Ursache der Wut reflektiert werden sollte, um aus den Erfahrungen zu lernen. Erwachsene werden auch wütend, das ist auch völlig in Ordnung, sie haben nur im Idealfall Strategien, die das Kind noch lernen muss. Diejenigen, die es nicht haben, führen ein sehr schweres und mühsames Leben. Damit Kinder reife Strategien zur Emotionsregulation lernen, braucht es ein warmes und unterstützendes Umfeld, welches erst erlaubt, die eigenen Emotionen und die der anderen zu sehen und zu verstehen.

Quellen:
Biddulph, S. (2014). Das Geheimnis glücklicher Kinder. Heyne Verlag.

Jespersen, J., & Morris, A. S. (2018). Helping your young child deal with anger. Oklahoma Cooperative Extension Service.

Rogge, J. U. (2011). Das neue Kinder brauchen Grenzen. Rowohlt Verlag GmbH.

Sulz, S. (2009). Wut ist eine vitale Kraft, die durch Wutexposition für die Psychotherapie nutzbar gemacht werden kann, 14, 133-140.

Voos, D. (2020). Liebst du mich, auch wenn ich wütend bin? Was gefühlsstarke Kinder wirklich wollen. BookRix.

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