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Artikel: Der Umgang mit Elternangst

Der Umgang mit Elternangst

Der Umgang mit Elternangst

„Ich habe Angst, etwas falsch zu machen, und mein Kind erleidet dadurch einen Schaden.”

Wer kennt das nicht? Wir leben in einer Zeit, in der viele Eltern auf sich allein gestellt sind. Einfach so schauen, wie die eigenen Eltern oder Großeltern es gemacht haben, funktioniert immer seltener. Immerhin verfolgten sie damals eher ein Modell, mit dem sich vor allem die jüngere Elterngeneration nicht mehr identifizieren kann. Was bleibt? Unsicherheit. Worin kann sich Unsicherheit entfalten? In eine Fülle von Angst. Niemand ist damit allein. Unglaublich viele Eltern haben Angst, in dem was sie für ihre Kinder tun, nicht gut genug zu sein. Aber warum ist es wichtig, sich mit den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen? Ganz einfach: Wir können uns als Menschen nur dann wirklich entfalten und die Eltern sein, die wir sein wollen, wenn wir genau hinschauen, welche Überzeugungen uns tagtäglich leiten und woher diese kommen. 

Wofür Eltern da sind

Wir wollen alle gute Eltern sein. Immer wenn wir etwas so richtig gut machen wollen, meldet sich Angst. Total verständlich, denn Mütter und Väter tragen eine große Verantwortung, wenn es um ihre kleinen Schätze geht. Jedoch ist es nicht die Aufgabe von Eltern dem Kind von jeder Form von Unwohlsein, Schmerz oder Tränen zu bewahren. Die Aufgabe von Eltern ist es für ihre Kinder da zu sein, wie ein Leuchtturm, der die Reise und Herausforderung des Wachsens begleitet. Wenn wir Kinder als Schiffe betrachten, die den Hafen verlassen müssen, um ihre ganz eigenen Erfahrungen zu machen, dann sollte der Leuchtturm klare Orientierungspunkte geben. Dieser steht fest im Hafen, einem sicheren und schützenden Ort, zu dem das Schiffchen immer wieder zurückkehren kann. Der Hafen steht dabei für die sichere Bindung zwischen Eltern und Kind. Diese ist essentiell für Eltern ihre Kinder loslassen zu können, um die Welt zu entdecken, ohne dass sie mit dem Helikopter hinterherfliegen müssen und essentiell für Kinder sich selbst zu vertrauen und Halt bei den Eltern zu suchen, wenn sie diesen brauchen.

Der Umgang mit der Angst

Angst kennt und erlebt jeder Mensch. Sie ist überlebensnotwendig und schützt uns vor Gefahren. Trotzdem sollte die Angst in Sache Erziehung nicht das Kommando übernehmen. Wir können nun mal nicht dafür sorgen, dass unsere Kinder niemals mit alltäglichen gefährlichen Gegenständen in Berührung kommen, wo sie sich verletzen könnten. Was wir können, ist, unseren Kindern den Umgang damit beizubringen. Das geht am besten, wenn wir Kinder als die kompetenten Wesen anerkennen die sie sind und ihnen Möglichkeit geben im Haushalt mitzuwirken und ihnen Aufgaben übertragen oder spielerisch bereitstellen. So können sie den korrekten Umgang mit verschiedenen Werkzeugen lernen und üben können. Ein Missgeschick lässt sich nicht vermeiden und gehört zur kindlichen Entwicklung dazu. Wenn etwas in die Hosen geht, darf man sich als Eltern auch ruhig sagen, dass auch das ein wertvoller Lernprozess ist! Wenn mein Kopf also schreit „Was hast du nur getan, wie konnte das unter deiner Aufsicht passieren?”, versuche ich mich schnell zu korrigieren. Ich neige oftmals auch dazu, ständig „Vorsicht! Voooorsichtig!“ und „Pass bitte auf!“ zu rufen. Doch stattdessen versuche ich nun auf mein Kind zu vertrauen und auch mal das eine oder andere zuzulassen. Ob das mehr Arbeit ist? Anfangs ja. Ob ich immer Zeit dafür habe? Auf gar keinen Fall. Aber ich lasse es so oft es geht zu. Von Mal zu Mal verbessern sich die kindlichen Fähigkeiten und das Kind nimmt wirklich nur so viel in die Hände, wie es auch tragen kann. Ich lasse auch mithelfen, wenn mal etwas verschüttet wird. Mein Kind hat einen Ort mit sauberen Lappen, den es selber erreichen kann. Wir wischen dann zusammen das verschüttete auf und ich wische am Ende noch mal schnell drüber. So übernimmt das Kind einen angemessenen Grad an Verantwortung und ist weiterhin bestärkt mitzuhelfen und sich etwas zu trauen. Ja, ich möchte zwar nicht, dass meinem Kind etwas passiert, aber was ich genauso wenig möchte, ist, mein Kind eines Tages unvorbereitet in das Erwachsenenleben zu schicken. 

Absolute Sicherheit gibt es nicht

Ich musste auch erst lernen Risikos richtig einzuschätzen. Denn ein gewisses Maß muss zugelassen werden, um Wachstum zu fördern. Sich zu informieren und sich Wissen anzueignen, was Kinder in welchem Alter bereits einschätzen können, hat mir sehr geholfen! Letztendlich versuche ich meinem Kind einen Raum zu schaffen, in dem es sich und die Umgebung frei entdecken darf. Klar wollen alle Eltern, dass ihren Kindern nichts zustößt. Absolute Sicherheit gibt es nicht und deshalb müssen Kinder schrittweise lernen, sich zurechtzufinden und Situationen angemessen einzuschätzen. Kinder brauchen Freiräume, um die Welt zu entdecken. Sie brauchen die Erfahrung, dass es Hindernisse gibt und wie diese zu bewältigen sind und dass nicht alles beim ersten Mal klappt. Diese Erfahrungen rüsten sie für die verschiedensten Herausforderung, die sie noch im Leben vor sich haben. Deshalb versuche ich auf dem Spielplatz auch mal auf der Rückbank zu sitzen. Auch wenn meine Angst hochkommt, halte ich mich zurück, um mein Kind nicht zu verunsichern und versuche einfach es wachsam zu beobachten und zu ermutigen den eigenen Weg zu finden.

Wenn die Angst uns einengt

Der Gegner von Angst ist also Wissen und Vertrauen. Wie können unsere Kinder verstehen und vertrauen lernen, die Voraussetzung dafür ist die reflektierte Selbstwahrnehmung. Woher kommt die Angst? Was löst sie aus? Wir können uns also selbst konfrontieren und uns auf die Suche nach dem machen, was wir als persönlich besser empfinden und aufhören blind irgendwelchen inneren Mustern zu folgen. Dabei können uns drei Fragen helfen:

  1. Helfen mir die Gedanken die ich gerade habe dabei der Mensch zu sein, der ich sein möchte?
  2. Hindern mich die Gedanken daran der Mensch zu sein, der ich sein möchte?
  3. Welches Vorbild bin ich gerade wirklich für mein Kind?
  4. Was braucht mein Kind, um selbstständiger und selbstbewusster zu werden?
Quellen: 
Harms, T. (2018). Keine Angst vor Babytränen. Psychosozial, Gießen.
Mik, J., & Teml-Jetter, S. (2021). Keine Angst, Mama!: Wie Eltern Ängste und Sorgen überwinden und Kinder selbstbewusst begleiten-Mit zahlreichen Übungen und Soforthilfen. Kösel-Verlag.
T. (2020, 18. März). Elternangst: Eine Anleitung fürs Loslassen. swissmom — Alles über Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt, Baby und Kind. https://www.swissmom.ch/de/familie/herausforderungen/elternangst-eine-anleitung-fuers-loslassen-19043
Ungar, M. (2009). Overprotective Parenting: Helping Parents Provide Children the Right Amount of Risk and Responsibility. The American Journal of Family Therapy, 37(3), 258–271.

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