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Artikel: Warum eine sichere Bindung so wichtig ist!

Warum eine sichere Bindung so wichtig ist!

Warum eine sichere Bindung so wichtig ist!

Das Wort „sichere Bindung” können Eltern heutzutage kaum überhören. Im Zusammenhang mit dem eigenen Kind wird es als das Essentielle in der Eltern-Kind-Beziehung gesehen. Die sichere Bindung ist neben den körperlichen Bedürfnissen das zentrale Bedürfnis von Kindern. Aber was bedeutet es eigentlich genau, eine sichere Bindung aufzubauen?

In der Forschung gehen wir davon aus, dass wenn Eltern oder andere Bezugspersonen feinfühlig mit dem Kind interagieren, es die Erfahrung macht, dass es bei Angst oder Gefahr Schutz bei ihnen finden wird. Dabei ist Feinfühligkeit die Fähigkeit, kindliche Signale wahrzunehmen, sie richtig zu interpretieren und angemessen sowie prompt zu reagieren. Kinder lernen so, dass sie mit ihren Gefühlen nicht alleine sind und erfahren von ihren Eltern oder Bezugspersonen Unterstützung, die ihnen hilft, ihre Gefühle zu regulieren. Es wird davon ausgegangen, dass sich aus wiederholten Erfahrungen der (Co-)Regulation durch Eltern oder Bezugspersonen das Kind allmählich die Fähigkeit der Selbstregulation entwickelt. 

Glaubenssätze, die Kinder wirklich brauchen
Dein Kind lernt durch die Erfahrung einer sicheren Bindung mit dir folgend Dinge zu verinnerlichen und diese in Zeiten von Herausforderungen auch rausholen zu können:

1. Andere sind für mich da, ich bin nicht alleine und kann mir in schwierigen Situationen Hilfe und Unterstützung suchen. Wenn ich nicht weiter weiß, wende ich mich an andere, statt mich zu isolieren.

2. Ich bin okay, so wie ich bin. Ich darf Emotionen haben, ohne mich dafür zu schämen. Somit habe ich einen Bezug zu meinen Bedürfnissen und Grenzen, für die ich mich einsetzen darf. Ich kann förderliche Strategien finden, wie ich mit ihnen umgehen kann, statt sie krampfhaft zu unterdrücken. 

3. Ich bin wichtig und wertvoll. Ich habe Personen in meinem Umfeld, die mich lieben und schätzen. Ich weiß, dass ich etwas bedeute und muss es nicht permanent mir und anderen beweisen.

Feinfühligkeit = immer ja sagen?

Ein Kind, das eine sichere Bindung hat, erfährt immer und immer wieder, dass bei aufsteigenden Angstgefühlen es getröstet und beruhigt wird. Hier wird eine Sache oft missverstanden: Feinfühlig auf das Kind eingehen zu können, bedeutet nicht, dem Kind alles zu erlauben und keine Grenzen zu setzen. Es bedeutet lediglich, die Haltung zu entwickeln, neugierig gegenüber dem Kind zu bleiben, es kennenlernen zu wollen und durch beides die Bedürfnisse hinter dem Verhalten meist richtig interpretieren zu können. Ein konsequent feinfühliges Verhalten beschreibt also nichts anderes, als dem Kind zu erlauben zu sein, wer es ist und die Gefühle zu begleiten, statt es formen zu wollen. In der Praxis kann das so aussehen:

Dein Kind möchte Screen Time und das steht für dich aber nicht im Plan. Eine feinfühlige Reaktion wäre hierbei zu verstehen, dass es dein Kind echt traurig oder wütend macht, dass es das jetzt nicht darf. Und das darf es auch sein! Wenn wir genau über solche Situationen nachdenken, können wir sie nachvollziehen. Wir alle werden sauer oder enttäuscht, wenn wir auf etwas richtig Lust haben und es uns erstmal verwehrt wird. Wir haben nur bereits die Kompetenz, die Erklärungen zu verstehen, warum etwas gerade nicht geht oder unsere Gefühle schneller zu regulieren, wenn wir aufgebracht sind. Auch hier gehört es zur Feinfühligkeit, deinem Kind dabei helfen zu können, die aufkommende Wut oder Traurigkeit auszuhalten, verstehen und regulieren zu lernen. 

Sichere vs. unsicher gebundene Kinder

Sicher gebundene Kinder leben also nach einem Muster: Sie sind aufgebracht, weil etwas im Alltag passiert ist, suchen die Nähe ihrer Bindungsperson, werden beruhigt und bekommen so wieder recht schnell die Lust zum Spielen und Erkunden. Mit der Zeit entwickeln sie das sogenannte Urvertrauen. Kinder, die keine sichere Bindung haben, sind sich nicht sicher, ob sie sich auf ihre Eltern oder andere Bezugspersonen verlassen können, weil sie die Erfahrung nicht gemacht haben, dass sie feinfühlig in der Interaktion mit ihnen und ihren Gefühlen sind. Eltern unsicher gebundener Kinder sind meist ratlos über die inneren Zustände ihrer Kinder oder interpretieren diese nicht angemessen. Darauf folgend lernen auch solche Kinder nicht, einen Zugang zu sich selbst und ihren Gefühlen sowie Bedürfnissen zu finden. Sie fühlen sich allein gelassen und haben kein Vertrauen in sich und andere. Sie werden sehr früh in ihrem natürlichen Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit gekränkt und in ihrer Neugier die Welt erkunden und lernen zu wollen, gehemmt. 

Sichere Bindung und Smartphones, was hat das miteinander zu tun?

Wie bereits mehrfach verdeutlicht wurde, ist eine feinfühlige Interaktion mit dem Kind der Schlüssel einer sicheren Bindung. Nun ist es so, und da erwischen wir uns alle sicherlich mal, dass das Smartphone eine bedeutende Rolle in unserem Leben hat, sodass wir hier und da auch mal davon abgelenkt sind. Der Entwicklungspsychologe Edward Tronick  beobachtete im Still-face-Experiment, dass Eltern, die während der Interaktion mit dem Kind ihr Smartphone nutzten, weniger feinfühlig und aufmerksam/ansprechbar dem Kind gegenüber waren. Die Signale des Kindes wurden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ungenauer wahrgenommen und die für eine sichere Bindung wichtige emotionale Verfügbarkeit schien eingeschränkt zu sein. Das kann bei mehrfacher Wiederholung wiederum einen negativen Einfluss auf die Qualität der Beziehung. Von außen beobachten Kinder nur, wir ihre Eltern recht emotionslos auf ein gerät starren. Wie können Eltern dem vorbeugen?

Keine Sorge, du musst dein Smartphone nicht verbannen, aber stattdessen kannst du das tun:

  • bewusste gemeinsame Spielzeiten ohne Bildschirme planen
  • motivieren/vorleben sich im Alltag gegenseitig anzusprechen und mitzuteilen sowie dem gegenüber aufmerksam zu sein 
  • intensive Blickkontakte bei der Interaktion

Eltern müssen keinesfalls perfekt sein, aber sie brauchen Unterstützung, um sich in ihre Kinder hineinzuversetzen. Sicherlich nicht alle, aber die meisten. Weil uns dieser Punkt so wichtig ist, möchten wir mit nestliebe alle Ressourcen ausschöpfen, um bei diesem Punkt eine Unterstützung anbieten zu können. Schaut dafür gerne auch bei unserem Instagram @nestliebe.de und unserem Podcast nestliebe - Dein Kind und Du vorbei!

Quellen:
Brisch, A.H., Landers, S., Forstner, B., Beck, A. & Quehenberger, J. (2016). Bindung zwischen Eltern und Kind Förderung der Entwicklung einer sicheren Bindung mit dem SAFE®-Programm. Pädiatrie 3, 29-34.
Mikić, A., & Klein, A. M. (2022). Smartphone-Nutzung in Gegenwart von Babys und Kleinkindern: Ein systematisches Review. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie71(4), 305-326.
Mutschler, U. (2020). Wenn Kinder mit Smartphones um die Aufmerksamkeit der Eltern konkurrieren müssen. Pädiatrie32(3), 64-65.

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